Wie legt man heute einen Garten für morgen an? Das habe ich mich beim Anlegen unseres Hausgartens gefragt und möchte meine Antworten darauf und Erfahrungen dabei im nachfolgenden kurz vorstellen.
Übrigens, was mich besonders freut: unser Garten wurde im Rahmen des Naturgarten-Wettbewerbs der Stadt Radolfzell 2024 ausgezeichnet!
Die Gartengestaltung war für mich Neuland. Meine Vorstellung war, dass der Garten in Gestalt und Funktion mit dem Gebäude harmonieren muss und dass viele unterschiedliche Gehölze und Stauden – am besten heimisch und trockenheitsverträglich – darin Platz finden sollten.
Meine Ziele bei der Gartengestaltung waren also: harmonisches Gesamtbild, Sichtschutz, Schaffung eines ausgleichenden Mikroklimas und Förderung der Artenvielfalt.
Der Garten soll allen Interessierten Ideen vermitteln, wie und welche Bäume auch im kleinen Garten untergebracht werden können und welche Schnitt-Techniken dabei zum Einsatz kommen können (Thema Formschnitt-Elemente auch im Naturgarten?!). Denn mit Bäumen lassen sich viele interessante und attraktive Lösungen schaffen, wenn es um Sichtschutz und Schatten geht.
Da sich einerseits das städtebauliche Konzept für die Einfamilienhausbebauung in den letzten beiden Jahrzehnten stark verändert hat und sich andererseits auch der Klimawandel immer deutlicher bemerkbar macht, stellen sich heutzutage bei der Gartenanlage folgende Herausforderungen:
Die Grundstücke für eine Einzelhausbebauung werden immer kleiner, da Grundstückspreise steigen und das Platzangebot immer knapper wird.
Der Klimawandel wird sehr wahrscheinlich immer heißere und trockenere Sommer zur Folge haben
In unserer Kulturlandschaft finden Vögel, Säugetiere und Insekten immer weniger Lebensraum. Die Gärten sollen hier Kompensation bieten.
Für die Gartenanlage bedeutete dies für mich in der Konsequenz:
Sichtschutzelemente sind wichtig, um Privatsphäre zu schaffen (kleines Grundstück).
Der Boden muss viel Wasser speichern können, um Starkregenereignisse aufnehmen zu können und andererseits Pflanzen über eine lange Trockenperiode hinweg versorgen zu können.
Eine Zisterne ist ein Muss, denn die Niederschlagsmuster ändern sich. Lange Trockenphasen werden sich wahrscheinlich häufen. Es ist damit zu rechnen, dass Pflanzen in niederschlagsarmen Sommern nicht mehr mit Leitungswasser gegossen werden dürfen. Sie sparen nach der Installation Geld fürs Wasser und Abwasser und helfen, die Kanalisation bei Starkregenfällen zu entlasten usw…
Natürliche Beschattung und Kühlung durch Bäume wird zukünftig essentiell sein, um hohe Tagestemperaturen im Sommer halbwegs erträglich zu machen.
Eine Bepflanzung mit Fauna-freundlichen Stauden und Gehölzen soll die Artenvielfalt fördern.
Am Ende soll der Garten nicht zu viel Arbeit machen, Obst und Gemüse produzieren, so viele unterschiedliche Tierchen wie möglich beherbergen, das Grundstück beschatten, zum Entdecken einladen, den Kindern das Spielen ermöglichen, und und und.
Ach ja: und er soll bezahlbar bleiben. (Anmerkung: am Ende habe ich viele Hundert Stunden Eigenleistung erbracht. Die Mauern und die Erdarbeiten mussten aber natürlich maschinenunterstützt gemacht werden.)
Was dabei herauskam, können Sie gerne selber beurteilen. Kommen Sie vorbei und sprechen Sie mich gerne an!
Mit der ersten Entwurfsplanung für das Haus, die der Architekt geliefert hatte, bekam der zu planende Garten die ersten Konturen. Wir haben uns für ein Dreier-Reihenhaus zusammen mit einer weiteren Familie und meinen Eltern in einem Baugruppen-Projekt entschieden. Zusammen mit meinen Eltern hatten wir also die Gartenfläche von etwa 240 Quadratmetern. Es sollten zwei Gartenhäuser darauf Platz finden und am liebsten eine große, gemeinsame Holzterrasse geben. Die reinen Beetflächen waren am Schluss etwa 180 Quadratmeter.
Der ersten Entwürfe des Architekten sahen Lichtschächte auf der Südseite der Kellerfenster vor und ein eher aufgefülltes Bestandsniveau.
Mir wurde schnell klar, dass Lichtschächte für mich hier nicht in Frage kommen würden. Am Ende wurde das gesamte Gartenniveau abgesengt. Da das Grundstück nach Süden hin leicht abfällt, hatte dies mehrere Vorteile: Der Blick in den Garten war nun auch aus den Kellerfenstern möglich und die Gartenfläche schloss – ohne Niveau-Unterschiede zu überbrücken – an die Carport-Anlage an. Ich musste mich auch nicht mit der Entwässerung von Lichtschächten bei Starkregenfällen beschäftigen und würde in Zukunft bei Unwettern ruhiger schlafen können.
Mein Fazit bis hierher:
Die Pflanzen wachsen wie verrückt und mit ihnen kommen die Tiere in den Garten. Unsere Hausgärten haben das Potential, dem Klimawandel und dem Artenschwund entgegenzuwirken.
Tatsächlich denke ich, dass es mit Aufforstungen außerhalb und mit möglichst viel Grün (Stichwort: 3-30-300-Regel) innerhalb unserer Städte gelingen könnte, unsere Ökosysteme zu regenerieren und unsere Städte als lebenswerte Orte zu erhalten. Das habe ich bisher bei meinem Gartenprojekt gelernt.
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