Wolfgang Fiedler, promovierter Biologe vom Max-Planck-Institut für Ornithologie, sucht mit einem Endoskop eine Baumhöhle nach Fledermäusen ab. Auch Kotspuren geben wertvolle Hinweise, ob eine Höhle als Quartier dient. Baumhöhlen sind besondere Lebensraum-Strukturen und unbedingt schützenswert. Gut die Hälfte der 25 heimischen Fledermaus-Arten nutzen im Jahresverlauf Baumhöhlen als Unterschlupf oder Bruthöhle. Viel mehr Arten aus der Ordnung der Käfer – nämlich ca. 1400! – benötigen Totholz-Strukturen für eine erfolgreiche Vollendung ihres Lebenszyklus. Zum Vergleich: in Deutschland leben ca. 7000 Käferarten, davon sind ca. 1400 Arten auf Totholz angewiesen. Von diesen 1400 Arten gibt es in Baden-Württemberg etwa 1100. Von diesen 1100 Arten stehen ca. 360 Arten auf der Roten Liste in Baden-Württemberg.
Ein Grund für die Gefährdung dieser Käferarten ist der Schwund an Uralt-Bäumen mit Höhlungen und Totholz. Es dauert nämlich baumartenabhängig viele Jahrzehnte bis Jahrhunderte bis Bäume große Höhlen bilden können. Im Forst werden Bäume normalerweise geerntet, bevor sie für Insekten als Lebensraum richtig interessant werden können und Urwälder gibt es in Deutschland so gut wie nicht mehr. Ein nicht zu unterschätzender Anteil an alten Bäumen mit wertvollen Habitatstrukturen steht in Parkanlagen, auf Streuobstwiesen und in der Stadt. Eine Stadtbaumart, die schnell Baumhöhlen bildet ist z.B. die Platane. Gute Hölenbildner sind natürlich auch Eiche und Buche aber auch Weide und Pappel. Besonders wertvoll sind in diesem Kontext auch alte Obstbäume.
In Kürze: Baumhöhlen und Totholz sind extrem wichtige Lebensraum-Strukturen für Vögel, Insekten und Säugetiere. Leider verschwinden immer mehr dieser Strukturen und mit Ihnen ihre Bewohner, da in der Stadt oft die Verkehrssicherheit im Vordergrund steht. Dennoch lassen sich in diesem Spannungsfeld Konzepte finden, die Habitatstrukturen schonen und dennoch die Verkehrssicherheit gewährleisten.
Quellen:
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/fledermaeuse/arten/index.html
Dietz, Nill, Herlversen: Handbuch der Fledermäuse – Europa und Nordwestafrika. Kosmos-Verlag. Stuttgart 2016
http://www.fachdokumente.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/50161/?COMMAND=DisplayBericht&FIS=200&OBJECT=50161&MODE=METADATA
Ulrich Bense: Verzeichnis und Rote Liste der Totholzkäfer Baden-Württembergs. 2001