Viele wertvolle Altbäume konnten gerettet werden – Resümee 2018

Die Messung der Stand- und Bruchsicherheit(*) liefert genaue Ergebnisse zur Stabilität des Holzkörpers und zur Verankerung des Baums im Boden. Diese Methode eignet sich hervorragend, um geschädigte, wertvolle Bäume verkehrssicher zu erhalten. Im Jahr 2018 hat Arborica 30 Bäume mit dieser Methode untersucht. Zu unseren Kunden zählten öffentliche Auftraggeber wie die Städte Radolfzell und Konstanz, die Gemeinde Gaienhofen und das Landratsamt Konstanz. Aber auch Landschaftsarchitekten, Baumpflege-Firmen, Hausverwaltungen und Privatpersonen aus der Region sprachen uns Ihr Vertrauen aus und ließen Bäume von uns untersuchen. Allen ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle für Ihr Vertrauen in uns sowie für Ihr Engagement und Verantwortungsbewusstsein für Ihren Baumbestand!

Von diesen 30 Bäumen konnten 27 erhalten werden. Das freut mich persönlich sehr! An dieser Stelle möchte ich anmerken, daß fast ein jeder Baum erhalten werden kann, der von uns gemessen wird. Denn bei jedem gemessenen Baum wurde vorher sorgfälltig abgewogen, in welchem Verhältnis seine Erhaltungsmöglichkeiten stehen zum erwartbaren (auch finanziellen) Aufwand. Eine ehrliche und kompetente Beratung unserer Kunden gehört für mich zur Selbstverpflichtung.

Die nachfolgenden Bilder zeigen ausgewählte Bäume, die von Arborica 2018 untersucht wurden.

 

 

Die Verhältnismäßigkeit spielt beim Erhalt von Bäumen eine zentrale Rolle. Diese unterscheidet sich aber stark von Land zu Land bzw. ist abhängig von der Finanzstärke des Baumeigentümers und des Stellenwerts des Baums. Ein extremes und fast schon wundersames Beispiel hierfür ist eine Zypresse auf der Isola Madre im Lago Maggiore. Die Insel ist im Besitz des Italienischen Adelsgeschlechts der Boromeer. Ihr Wappen-Baum – ebendiese ca. 200-Jährige Zypresse (Cypressus cashmeriana `Glauca`), die gleich neben dem Palazzo steht – wurde in einem Tornado 2006 umgeworfen. Einer der Baumpflege-Pioniere Europas, der Italiener Daniele Zanzi, wurde daraufhin beauftragt, den umgestürzten Baum zu retten. Eine bis dahin beispiellose Rettungsaktion nahm seinen Lauf: Teile für einen riesigen Spezialkran wurden mit Hubschraubern auf die Insel geflogen, eine Herschar von Spezialisten und Helfern bauten vor Ort die Infrastruktur für das Aufrichten des Baumes auf und versorgeten und schützten in der Zwischenzeit den Baum und seine Wurzeln. Nach einigen Tagen konnte der Baum aufgerichtet und mit einer Kostruktion von Abspann-Seilen wieder neu verankert werden. Die Aktion kostete circa 250 Tausend Euro – bei ungewissem Erfolg, da so etwas bis dahin in diesem Maßstab noch nie zuvor versucht und dokumentiert wurde. Der Baum steht heute noch und ist vital und schön wie zuvor! Bilder und einen Bericht auf Italienisch zu dieser Rettungsaktion finden Sie hier:

http://www.fito-consult.it/aggiornati/il-cipresso-del-kashmir-dellisola-madre

Der Erhalt von Bäumen ist erfahrungsgemäß eine Sache des Wollens und des Könnens und wird limitiert vom Aufwand, der für einen Erhalt nötig wird. Manchmal muss man aber auch einfach unkonventionell und groß denken und sich trauen, Neues zu erproben – wie das Beispiel der Boromeeischen Zypresse gezeigt hat. Ich schöpfe aus einem reichen Erfahrungsschatz als Baumpfleger und bin vernetzt mit Experten in Europa und weltweit. Daher können wir Ihnen auch Möglichkeiten zum Baumerhalt aufzeigen, die auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen oder mit traditionellen Ansätzen brechen. Aber zuletzt entscheiden Sie über Ihren Baum – auf einer fundierten Faktenlage nach ausführlicher Beratung.

 

(*) Im Freilandversuch wird der Baum wie bei einem Sturmereignis belastet – nur mit deutlich weniger Kraft. Die Verformung der äußeren Holzfasern des Stamms und die Neigung des Baums am Stammfuß werden dabei aufgezeichnet. Am Schreibtisch wird später für jeden Baum seine Kronenfläche individuell vermessen und bestimmt, wieviel Kraft im Orkan bei circa 120 km/h auf den Stamm und die Verankerung im Boden einwirkt. Die Messungen aus dem Freilandversuch werden mit den Berechnungen verglichen. Auf diese Weise kann genau errechnet werden, welche Sicherheitsreserven ein Baum in einem Starkwind-Ereignis hat. Damit ich mich für die Stand- und Bruchsicherheit Ihres Baums für die nächsten Jahre verbürgen kann, muss hier eine gewisse Sicherheitsreserve eingerechnet werden. Am Schluß soll ein Baum mindestens einen Sicherheitfaktor von 1,5 unter Orkanbelastung haben um als sicher zu gelten. Dementsprechend kann genau ausgerechnet werden, um wieviel eine Baumkrone zurück geschnitten werden müsste, um dieses Sicherheitslevel zu erreichen.

Mehr Information zum Thema finden Sie hier.