Auf der Suche nach dem Juchtenkäfer (Eremit)

Im Juni half ich der Biologin Lea Kamber aus Solothurn, Baumhöhlen in alten Linden zu beproben. Die Spezialistin für Totholzkäfer und deren Larven betreut einen der letzten nachgewiesenen Bestände des Juchtenkäfers (Osmoderma eremita) in der Schweiz. Gleich im ersten Baum fanden wir eine Larve des sehr seltenen und streng geschützten Käfers (siehe Beitragsbild) – was für ein Glück! Was ich gelernt habe: die Larven der Rosenkäfer – der Eremit gehört zur Unterfamilie der Rosenkäfer – können auf dem Rücken krabbeln. Das ist ein gutes Merkmal, um Rosenkäfer-Larven von anderen ähnlichen Käferlarven abzugrenzen.

Der Juchtenkäfer oder auch Eremit genannt, braucht große Baumhöhlen, die mit Mulm gefüllt sind. Dort verbringt er oft sein ganzes Leben von der Larve bis zum adulten Käfer. Er pflanzt sich dort fort und stirbt auch dort – eher selten verlassen Käfer ihren Baum um neue Habitate zu erschließen. Mulm ist ein humusartiges Substrat und besteht aus zersetzten Holzspänen und Kot der Totholzinsekten. Aber nicht jede mit Mulm gefüllte Baumhöhle taugt als Habitat.

Der Eremit braucht sehr große solcher Mulmhöhlen, die nur in Stämmen sehr alter Bäume zu finden sind. Gute Höhlenbildner sind zumeist langlebige Baumarten wie z.B. Eiche, Buche, Linde, Platane aber auch Obstbäume der Streuobstwiesen bilden gute Höhlen. Außerdem müssen solche Bäume auch noch gut besonnt sein, um als Habitat für Osmoderma eremita in Betracht zu kommen. Alle diese Faktoren erfüllen heute hauptsächlich Stadtbäume in Parks, Alleen, auf Friedhöfen und in historischen Anlagen. Der Eremit ist ein schlechter Flieger. Meist legen ausschwärmende Käfer nur wenige hundert Meter zurück. In einem solchen Radius müssen sie dann einen alten Baum mit geeigneten Lebensraumstrukturen finden – das gelingt in der Regel nicht. Daher ist der Eremit in Baden-Württemberg stark gefährdet (Rote Liste Totholzkäfer BW, Stand 2001). Nur wenn alte, stark geschädigte Bäume in Stadtlagen oder auf Streuobstwiesen erhalten werden, haben auch sehr seltene Arten wie der Juchtenkäfer eine Zukunftsperspektive.

Übrigens: Das FFH-Gebiet Bodanrück und westlicher Bodensee beheimatet auch eine Population des Eremiten. Hier lebt der Käfer laut FFH-Bericht in alten Eichen nahe der Universität – eine Auszeichnung für die Natur in unserer Region und auch eine besondere Verantwortung!

Links:

Homepage Lea Kamber: www.coleoptera.ch

Osmoderma eremita: https://de.wikipedia.org/wiki/Eremit_(Käfer)